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22.2.2024 | Vortrag Dieter Hermann Schmitz: »Die Nibelungen. Das deutsche ‚Nationalepos‘ und kein Ende«
Februar 22 @ 18:00 - 20:00
»Die Nibelungen. Das deutsche ‚Nationalepos‘ und kein Ende«
Vortrag von Dieter Hermann Schmitz
Kennst du den Drachenfels? Wörtlich: lohikäärmekallio?
So nennt sich die bekannteste Anhöhe des Siebengebirges, eines deutschen Mittelgebirges südlich von Bonn, idyllisch am Ufer des Rheins gelegen.
Der Drachenfels ist eines der beliebtesten Ausflugsziele der Region. Volkserzählungen zufolge soll hier der Held Siegfried einen Drachen besiegt haben, von dem auch das Nibelungenlied erzählt. Das Epos aus dem Mittelalter wurde während des 19. Jahrhunderts, das häufig auch als „Zeitalter des nationalen Erwachens“ bezeichnet wird, enorm populär und deswegen schon damals für den aufkommenden Fremdenverkehr genutzt. Auch der Komponist Richard Wagner ließ sich von diesem Stoff für seinen Opernzyklus „Der Ring des Nibelungen“ inspirieren.
Bis heute ist das alte Epos fast ungebrochen vor allem im deutschsprachigen Raum eine Quelle der Inspiration für Kunstschaffende aller Art und begegnet uns in ungezählten Adaptionen.
Bild: Cast der Nibelungen-Verfilmung „Hagen“ (2024). Foto: Constantin Film AG
Für die nahe Zukunft ist beispielsweise eine Neuverfilmung der Nibelungen angekündigt – die bislang vierte der deutschen Filmgeschichte – die sowohl in einer Kinofassung als auch als TV-Mehrteiler zu sehen sein soll. Die Neuverfilmung der Constantin Film AG München beruht auf einer Romanvorlage des deutschen Bestseller-Autors Wolfgang Hohlbein, der bereits 1986 den Stoff für einen modernen Fantasy-Roman nutzte, in dem nicht Siegfried, der strahlende Held und Drachentöter, im Vordergrund steht, sondern dessen düsterer Widersacher Hagen.
In Finnland erschien 2023 eine Neuübersetzung des Epos von Osmo Pekonen (WSOY) und damit nach 1934 die zweite finnische Fassung.
Bild: Neuübersetzung des Nibelungenlieds von Osmo Pekonen, Helsinki: WSOY 2023
Der Vortrag thematisiert allgemeinverständlich das Epos aus dem frühen 13. Jahrhundert mitsamt seinen Quellen, verschiedene neuhochdeutsche Übertragungen, die wechselvolle Geschichte der Aufnahme, Wertung und Verehrung des Epos, seine Übersetzungen ins Finnische, moderne Adaptionen und Verfilmungen, seine heutige Nutzung in der Fremdenverkehrswerbung und wirft auch einen Seitenblick auf Wagners Opern.