(c) Texte und Fotos: Madeleine Prahs
Der See, gleich hinterm Haus…
Am ersten Tag meiner Ankunft in Tampere stehe ich verwundert und ungläubig vor der Künstlerresidenz, stehe mitten in der Natur vor einem rot gestrichenen Holzhäuschen mit einer kleinen Veranda, einem Garten samt Beerensträuchern, und die Sonne scheint so hell und strahlend durch das Blattwerk der großen Bäume, so selbstverständlich, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Untergehen zum Beispiel.
„Gleich“, denke ich, „gleich ist es soweit.“ Ich muss nur ein wenig warten, dann ertönt ein lauter Pfiff, der Regisseur oder die Regisseurin ruft laut „Aus! Danke! Die Szene ist im Kasten“, und dann schieben die Szenenbildner*innen diese unwirkliche Idylle vor meinen Augen zur Seite, das Holzhäuschen, die Bäume, die Natur und die Sonne, schieben es in den großen Fundus zu den anderen Kulissen, und dann bleibt nichts mehr übrig als ein paar stoppelige Feldwege und übersäuerter Wald. Aber nichts dergleichen passiert. Diese traumhafte Fototapete vor mir ist echt. Die Künstlerresidenz, ein 100 Jahre altes Blockhaus, gehört zu einem Gutshof, der heute ein beliebtes Kunstzentrum ist. Es liegt am Rande von Haihara, einem Stadtteil von Tampere, sieben Kilometer von der Innenstadt entfernt, mitten in dieser weichen, linden-und-birken-zarten Natur.
Und als wäre das nicht schon genug Feines für ein stadtkaputtes Herz, ist das Ganze noch eingebettet zwischen einem kleinen Waldteich und einem malerischen, großen See, der gleich hinterm Haus liegt.
Ein See.
Gleich hinterm Haus.
Das Leben kann sehr schön sein.
Herbstfrische
Zu verdanken habe ich diese besondere Daseinserfahrung den Deutschen, den Finnen. Und den Franzosen. Mit ihnen beginnt 1666 die Geschichte der Künstlerresidenzen, sie waren die ersten, die Stipendien für einen Aufenthalt im Ausland vergaben. Mithilfe des „Prix de Rome“ konnten sich französische Maler, Radierer, Bildhauer und später auch Architekten und Komponisten (es waren leider nur Männer) einen mehrjährigen Aufenthalt in Rom leisten.
Im 19. Jahrhundert hingegen war es für viele Schriftsteller*innen und Künstler*innen selbstverständlich, ein oder zwei Monate im Jahr von der Stadt auf das Land überzusiedeln, zahlreiche Briefe, Tagebücher, Autobiografien und Schriften erzählen von dem Aufenthalt in der „Sommerfrische“, von der Suche nach Erholung und künstlerischer Inspiration. In Haihara erwartet mich allerdings nicht die Sommerfrische, vielmehr strahlen die Laubbäume in Gelb, Orange, Rot und Braun. „Ruska“ nennt man in Finnland dieses Farbspektakel, „Goldener Herbst“.
Menschen am Sonntag
Und den genießen die Finninnen und Finnen vor allem am Wochenende in vollem Umfang. Der Waldweg, der vor meiner Veranda vorbeiführt, ist hochfrequentiert. Menschen mit Hunden, Menschen ohne Hunde, Menschen mit Funktionskleidung, Menschen mit Kleidung ohne Funktion, Menschen mit Kindern, Menschen ohne Kinder, Menschen, die sich unterhalten, Menschen, die schweigen, Menschen, die joggen, und auch diese gibt es, sie sind mir die liebsten: Menschen, die einfach nur spazieren. Sie alle laufen an der Veranda vorbei, während ich auf dieser sitze und gelegentlich rauche, aber es bleibt keiner neugierig stehen, glotzt oder noch schlimmer: möchte Auskunft.
Wie geht es Ihnen als Stadtschreiberin?
Wie fühlen Sie sich?
Sind Sie inspiriert?
Wie gefällt es Ihnen hier?
Haben Sie Hunde?
Haben Sie Kinder?
Haben Sie Funktionskleidung?
Nichts dergleichen, nichts. Sie gehen ihrer Wege, und schon an diesen ersten Tagen beginne ich, die Höflichkeit und die Fähigkeit der Einheimischen, Distanz zu wahren, sehr zu schätzen. (Siehe „Gebrauchsanweisung für Finnland“, Punkt 5).
Während die Menschen vor dem Häuschen also spazierend und plaudernd dem Leben begegnen, ist es hinter dem Haus still. Oder beinahe. Direkt an den Zaun grenzt ein riesiger, verwunschener Garten. Zwar ist schon viel verblüht, aber die Mischung aus goldgelben Sträuchern, Sonnenblumen hier und da, kleinen Beeten und Sträuchern dort, ist schön anzusehen. An einem Sonntag treffe ich Riitta. Riitta wohnt in der Nähe und kommt zweimal die Woche hierher. Sie zeigt mir, was sie auf dem kleinen Stück Land anbaut: Petersilie, Oregano, Winterknoblauch und Blaubeeren. Das ganze Feld ist in kleine Parzellen unterteilt, die man für wenig Geld von der Stadt mieten kann. Die Warteliste für ein Stück Grün hier draußen, erzählt mir Riitta, ist lang. Dabei sind die Grenzen zwischen den Beeten und Parzellen fließend. Ich denke an Deutschland und die Erzählung eines befreundeten Paares, die aus ihrer Kleingartensiedlung geflogen sind, weil der Rasen vor ihrer Datsche ein Stück höher war, als es die Kleingartenordnung vorsah.
Im Garten des Todes
Was würde wohl der Tod über die deutsche Kleingartenordnung denken?
Durch Zufall entdecke ich in einem Zeitungsartikel über die Ausstellung „Gothic Modern“, die in Helsinki gezeigt wird, den finnischen Symbolisten Hugo Simberg (1873 – 1917). Eines der bekanntesten Gemälde Simbergs trägt den Titel „Im Garten des Todes“ (1896), es basiert zu Teilen auf Hans Christian Andersens Märchen „Die Geschichte einer Mutter“.
Gleich drei Skelette pflegen ¬– beinahe liebevoll – zahlreiche Blumenpflanzen, jede einzelne steht für ein Menschenleben. Und es entbehrt nicht einer gewissen Komik, den so personifizierten Tod hier in geradezu häuslicher Vertrautheit zu sehen. Diese Ambivalenz zwischen dem Ernst des Themas, der Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit und dem dabei doch äußerst zuvorkommend und freundlich auftretenden Todesbringer zieht sich durch einige Gemälde Simbergs und stellt eine klare Abweichung von den traditionellen und angsteinflößenden Darstellungen der damaligen Zeit dar. In „Der Tod lauscht“ (1897) hört ein Skelett andächtig dem Geigenspiel eines jungen Mannes zu, während im Hintergrund eine wohl sterbenskranke Frau liegt. In „Tanz am Kai“ (1899) wirbeln zwei fröhliche Skelette leichthändig zwei dem Tod geweihte Frauen durch die Luft.
Wie ich später erfahre, muss ich nicht nach Helsinki fahren, um zwei der bekanntesten Gemälde Simbergs zu sehen. Es reicht eine Busfahrt zum Dom von Tampere. Im linken Seitenschiff des Doms befindet sich ein Fresko vom „Garten des Todes“, in der Empore wiederum hängt Simbergs eindrucksvolles Ölgemälde „Der verwundete Engel“ (1903).
Mit Freunden aus Deutschland fahre ich schließlich doch nach Helsinki, und wir besuchen die Ausstellung „Gothic Modern“ im Ateneum, welches zur finnischen Nationalgalerie gehört. Und hier wartet die nächste Entdeckung auf mich, die finnlandschwedische Malerin Helene Schjerfbeck (1862 ¬– 1946). Vor allem deren Selbstporträts – schonungslose Darstellungen ihrer eigenen Verletzlichkeit – muten für die damalige Zeit radikal modern an und hinterlassen bei mir einen tiefen Eindruck.
Ob Besuche im „Kiasma“ in Helsinki, einem der schönsten Museen moderner Kunst in Europa, oder in Tamperes tollem „Vapriikki“, ob Künstler*innen wie Hugo Simberg, Helene Schjerfbeck oder Maaria Wirkkala (deren Ausstellung ich im Museum „Sara Hildén“ sehe) – es werden nicht nur, aber auch diese Entdeckungen, (Sinnes-)Erlebnisse und Bilder sein, die den Aufenthalt in Finnland für mich zu etwas Besonderem machen. Und vielleicht erzählen Kunstwerke mitunter mehr über die Kultur, die Seele und die Menschen eines Landes, als es ein Reiseführer zu leisten vermag.
Abschied
Vielen finnischen Gemälden und Kunstwerken wohnt eine gewisse Melancholie inne, Vergänglichkeit spielt eine Rolle, Abschiede, aber da ist immer auch ein feiner Sinn für Komik. Nicht selten wird von Stadtschreiber*innen und Residenzkünstler*innen erwartet, dass sie nach ihrem Aufenthalt vollumfassend Auskunft geben können über Kultur, Land und Leute. Von Tucholsky stammt der kluge Satz, dass eine Reisebeschreibung in erster Linie für den Beschreiber charakteristisch ist, nicht für die Reise. Es sind nicht die großen Erkenntnisse, die ich mitnehmen werde von meiner Reise, sondern Momente.
Als ich an einem meiner letzten Abende rauchend auf der Veranda des kleinen Residenzhäuschen sitze, umgeben von Wald und See, dämmert es bereits. Es hat den ganzen Tag geregnet, heftig und ohne Unterlass. Und es regnet immer noch. Der Wind fährt durch die Blätter der Bäume, ein lautes, wildes und paradoxerweise dennoch beruhigendes Rauschen, wie ich es nur hier in Finnland kennengelernt habe. Als läge nicht der Kaukajärvi, sondern die Ostsee gleich um die Ecke, die den Wind mitbringt, und all das Wogen nach Haihara trägt.
Wind warning for land areas, steht in meiner Wetter-App, strong winds from southeast may bring strong gusts of 15 m/s in the evening.
Der sonst so gut besuchte Waldweg, der etwa 10 Meter entfernt vor der Veranda entlangläuft, ist wie ausgestorben, liegt so einsam und melancholisch da, als hätte ihn Caspar David Friedrich gemalt. Doch plötzlich sehe ich einen roten Schirm. Ein Pärchen, beide noch jung, sie teilen sich den Schirm. Sie kommen aus dem Wald und bleiben auf dem Weg stehen. Und dann küssen sie sich, so wie sich nur Verliebte in jungen Jahren küssen, nicht leidenschaftlich, nicht routiniert, sondern vorsichtig, kurze Küsse, schnell hintereinander, als schäme man sich noch ein wenig ob dieses neuen Gefühls, ob der Verwirrung, die die Nähe des jeweils anderen in einem weckt. Schließlich verabschieden sie sich. Und gehen. In entgegengesetzte Richtungen. Sie Richtung Haiharankatu, er Richtung Ylisenkatu. Dazwischen ein Wald.
„Ich war ganz zaghafte Erwartung, staunte über alles und war zu allem bereit“, schreibt Turgenjew in seiner Novelle „Erste Liebe“. Und was für die erste Liebe gilt, gilt auch für das Reisen. Und zwar jedes Mal aufs Neue.
Postskriptum
Gebrauchsanweisung für Finnland in fünf Schritten
1. Winken Sie mit Würde!
Sie stehen an der Haltestelle und wollen mit dem Bus fahren?
Kein Problem. Das finnische Verkehrswesen funktioniert ausgezeichnet. Im Gegensatz zur Deutschen Bahn reibt man sich angesichts des Wintereinbruchs nicht fassungslos die Augen und staunt über Schnee. Hier weiß man: Es gibt ihn. Er kommt zuverlässig einmal im Jahr trotz des Klimawandels und: Man ist bestens vorbereitet.
Dennoch gibt es eine Besonderheit. Sie stehen also an einer Haltestelle und wollen mit dem Bus fahren. Tun Sie – wie in Deutschland üblich – nichts, fährt der Busfahrer an Ihnen und der Bushaltestelle vorbei. Das ist kein böser Wille. Das sind finnische Verkehrsregeln. Heben Sie also die Hand und winken Sie dem Busfahrer freundlich zu. Der Bus wird stehenbleiben und Sie können zusteigen. Wichtig: Winken Sie gemäßigt und vermeiden Sie ruckartige und wilde Handbewegungen. Der Busfahrer hält Sie sonst für eine Betrunkene oder einen Betrunkenen und fährt freundlich lächelnd weiter. Natürlich kommt wenig später erneut ein Bus, freuen Sie sich auf maximal zehn Minuten Wartezeit. Bei minus fünf Grad in der finnischen Wildnis ein kleines Abenteuer, siehe Punkt zwei.
2. Vorsicht vor Eichhörnchen!
Im Gegensatz zum deutschen Eichhörnchen fehlt es dem finnischen an Scheu und Zurückhaltung. Hat das finnische Eichhörnchen Sie im Park oder Wald erst einmal als vermeintliche Nahrungsquelle ausgemacht, wird es Sie fortan nicht mehr in Ruhe lassen. Wo andere Wildtiere noch respektvoll Abstand halten, sitzt das finnische Eichhörnchen bereits auf Ihrem Schoß und hält die unterschriebenen Adoptionspapiere in der Hand. Lassen Sie sich auf keine, wie auch immer geartete Kommunikation mit diesen vermeintlich possierlichen Tieren ein. Suchen Sie notfalls Unterschlupf im Stadtzentrum oder, falls keines in der Nähe, halten Sie nach umherziehenden Bären oder Wölfen Ausschau, und schließen Sie sich deren Wanderrouten an – es ist im Sinne ihrer eigenen Sicherheit.
Sollten Sie in einem finnischen Waldhäuschen Urlaub machen, beherzigen Sie folgende Regeln: Überprüfen Sie die Trommel der Waschmaschine, bevor Sie sie mit Wäsche befüllen, schauen Sie unter Ihr Kopfkissen, bevor Sie schlafen gehen, und überprüfen Sie vor Abflug Ihr Gepäck.
PS: Achtzehn finnische Eichhörnchen in Leipzig zu verschenken, bei Interesse bitte melden unter: nervenzusammenbruch@prahs.de
3. Schöner sterben in der Sauna!
Wenn Sie in einer finnischen Sauna sitzen und denken: Das muss ein Vorgeschmack auf die Temperaturverhältnisse in der Hölle sein, kommt eine Finnin oder ein Finne rein, beschwert sich über die arktische Kälte und gibt fünf Kellen Wasser auf die heißen Steine des Saunaofens.
Glauben Sie nicht, Sie können mit Finnen in der Sauna mithalten – selbst wenn Sie in Deutschland zu den erfahrenen Saunagänger*innen gehören. Im Schnitt werden hier mindestens dreimal die Woche bis zu fünf Saunagänge absolviert. Finnen gehen in die Sauna wie Deutsche zur Arbeit. Sie sind die Hitze gewöhnt und ihr Immunsystem lacht sich über den deutschen Körperklaus kaputt. Bleiben Sie also in der Sauna bescheiden, setzen Sie sich immer auf die unterste Stufe der Saunabank. Dann schlagen Sie nach fünf Minuten in der Hitze zwar bewusstlos, aber nicht so hart auf dem Boden auf.
Das deutsche Schweigen, Löcher-in-die-Luft-starren, Über-den-Sinn-des-Lebens-nachdenken und „Psst! Ruhe!“ werden Sie in einer finnischen Sauna nie erleben.
Sollten Sie längere Zeit in Finnland verbringen, suchen Sie unbedingt eine Sauna an einem der unzähligen Seen auf. Sie werden ein unvergessliches Erlebnis haben, und wenn Sie diese Regeln befolgen, werden Sie die heilsamen Auswirkungen der finnischen Sauna für Körper und Geist erleben und – mit etwas Glück – nicht sterben.
Sind Sie nach einem ersten Saunagang der Meinung, das Schlimmste überstanden zu haben, wartet am See – zwecks Abkühlung – ein langer, sehr langer Holzsteg samt Einstiegshilfen auf Sie. Im Sommer werden Sie nach dem Eintauchen ins Wasser keinen Unterschied zu deutschen Seen feststellen. Im finnischen Herbst/Winter sieht die Sache gänzlich anders aus. Glauben Sie auf keinen Fall, so geschmeidig und angstfrei in das Wasser gleiten zu können wie die Einheimischen. Eine Wassertemperatur von drei Grad ist für die meisten Finninnen und Finnen eine durch und durch behagliche Angelegenheit. Einige schwimmen ein paar Runden durch den See, gründen Firmen, planen Hochzeiten, zeugen Kinder.
Sauna innen
Sauna außen
Lassen Sie sich davon nicht beirren, gehen Sie zu einer der Einstiegshilfen, halten Sie sich am Geländer fest, steigen Sie anschließend langsam Stufe für Stufe hinab. Atmen Sie ruhig ein und wieder aus.
1. Stufe 1 – 3: Das Wasser reicht Ihnen bis zu den Knien. Langsam einatmen, langsam ausatmen. Steigen Sie die nächste Stufe in die Tiefe.
2. Stufe 4 – 6: Das Wasser reicht Ihnen bis zur Hüfte: Langsam einatmen, langsam ausatmen. Steigen Sie die nächste Stufe in die Tiefe.
3. Stufe 7 – 9: Das Wasser reicht Ihnen bis zum Bauch: Langsam einatmen, langsam ausatmen. Steigen Sie die nächste Stufe in die Tiefe.
4. Stufe 10 – 12: Vergessen Sie es. Weiter runter kommen Sie nicht, es sei denn, Sie sind in Finnland geboren worden, vielleicht sogar in einer Sauna. Als Deutsche oder Deutscher werden Sie auf der nächsten Stufe sehr wahrscheinlich an einem Herzinfarkt sterben. Das muss nichts Schlechtes sein und wäre eine Überlegung wert. Immerhin sehen Sie dann zum Schluss noch einen wunderschönen, malerischen See. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen. Und spätestens ab Stufe 13 müssen Sie sie nicht mehr treffen. Wahlweise können Sie auch, wie alle Einheimischen, ein Bier oder zwei in der Sauna trinken. Dann sterben Sie mit Blick auf den Aufguss. Auch schön.
Die beste Sauna am schönsten See befindet sich nicht in Helsinki (beheizter Außenpool – für Weicheier und Tourist*innen), sondern hier: www.kaukajarvensauna.fi.
4. Kippis!
Sie wollen sich nach einem Tag in der Natur oder in der Stadt abends schön einen ins Regal stellen? Sich ein Gläschen Grauburgunder gönnen? Oder zwei? Träumen Sie weiter! Es gibt hochwertigen Alkohol in Finnland, aber den können sich nur FDP-Wähler*innen leisten. Trinken Sie Kamillentee, schicken Sie Ihre Leber in den Urlaub, und erfreuen Sie sich an Land und Leuten. Schon ein paar Tage in Finnland machen so glücklich wie zwei Flaschen Château Pétrus, siehe Punkt 5.
5. Seien Sie einmal nicht Sie selbst!
Bereiten Sie sich auf einen Kulturschock vor – wenn Sie nach Deutschland zurückkehren!
Obwohl sich die Finn*innen durchweg duzen, sind Begegnungen im öffentlichen Raum von Höflichkeit und Respekt geprägt. Was von außen betrachtet möglicherweise wie kalte Distanz anmutet, ist in Wirklichkeit die seltene Fähigkeit, den Mitmenschen Raum zu lassen und Raum zu geben. Sie werden es nie erleben, dass ein Finne, eine Finnin Sie anrempelt, Sie anblafft oder – beispielsweise im Zug – laut rumkrakeelt. Steht man zufällig nebeneinander in der Warteschlange im Supermarkt, werden die Finn*innen Sie immer vorlassen. Benötigen Sie Hilfe, wird man Ihnen diese sofort zukommen lassen.
Sollten Sie mehrere Wochen in Finnland verbringen und vielleicht täglich Bus fahren (Kiitos, Nysse!), kann es Ihnen passieren, dass Sie in der gesamten Zeit einen einzigen unfreundlichen Busfahrer erleben. Ja, daran muss man sich gewöhnen – in Deutschland ist das Verhältnis umgekehrt.
Lassen Sie sich also einfach mitnehmen von der Freundlichkeit und dem äußerst angenehmen Verhalten der Einheimischen – und genießen Sie es. Spätestens zuhause werden Sie es vermissen.
Ich danke von Herzen Claudia, Arja, Pirjo, Brigitte und Jukka für die Galeriebesuche, die gemeinsamen Essen, die interessanten Gespräche und für jene Momente, die bleiben.